Kehraus am Mozartplatz

Alter schützt vor Leistung nicht

Ein wenig Wehmut wird schon dabei sein, wenn die KTV den TSV Grötzingen zum letzten Heimwettkampf der Saison in der ehemaligen Uni-Sporthalle am Mozartplatz empfängt. Anfang der siebziger Jahre gebaut, war sie jahrzehntelang Austragungsort der Ligawettkämpfe der Koblenzer Turner. Im nächsten Jahr fällt sie zusammen mit der Gerätehalle der Abrissbirne zum Opfer. Vor fast einem halben Jahrhundert war der Gebäudekomplex ein Nonplusultra; wer verfügte schon eine Gerätehalle mit Schnitzelgrube etc.?

Der Architekt der Anlage, offenbar eine Koryphäe seiner Zunft, hatte es jedoch bevorzugt, die Breite der Türen zwischen Geräte- und Wettkampfhalle so zu konzipieren, dass ein Barren nicht durch passte. So kam es , dass sich den upper middle class Anwohnern im Herbst und Frühwinter folgendes skurrile Schauspiel bot: acht bis zehn muskulöse junge Männer trugen ein offensichtlich unglaublich schweres Metallgestell, bewehrt mit zwei parallel horizontal verlaufenden Holzstangen, unter Ächzen und Stöhnen um das Gebäude herum über eine Wiese von der einen in die andere Halle. Das gab lange Arme mit dem Effekt eines hohen Stützes am Seitpferd, führte aber auch zuweilen zu einem etwas strengen Geruch in der Wettkampfhalle, wenn einer der Träger in eine der zahlreichen Tretminen aus den Verdauungstrakt der ortsansässigen Hunde getappt war.

Genug der Nostalgie. Am Samstag trifft die KTV auf einen wieder erstarkten TSV Grötzingen, der nur schwer in die Saison kam, vor zwei Wochen allerdings beim Sieg gegen Eintracht Frankfurt mit 310,35 Punkten zu alter Form fand. (Ältere Herren brauchen halt manchmal etwas länger ;-).) Die hohe Punktzahl könnte dem E-Kampfgericht geschuldet sein, aber die Ausgangswerte sprechen eine deutlichere Sprache, und da lagen die Turnfreunde aus dem Badischen gerade einmal ein einziges Zehntel unter denen der KTV beim Auswärtssieg beim TV Großen-Linden. Merke: Alter schützt vor Leistung nicht; die KTV ist gut beraten, die Routiniers aus Grötzingen mit dem größten Respekt zu empfangen.

Die Koblenzer freuen sich auf einen interessanten Wettkampf vor einer hoffentlich großen Kulisse, um die alte Dame vom Mozartplatz würdig zu verabschieden.

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